Offene Stellen in der Elektrobranche und wie sie besetzt werden können
Wo geht’s denn hier zur Fachkraft?
Fehlende Fachkräfte werden immer mehr zum Problem. Insgesamt schätzen 59% der Unternehmen in der Herbst-Konjunkturumfrage 2021 des Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) den Fachkräftemangel als das größte Geschäftsrisiko ein. In Deutschland werden laut dem Vorsitzenden der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, 400.000 Fachkräfte benötigt, um den Arbeitskräftebedarf in Deutschland zu decken.
Besonders angespannt ist die Situation auch in vielen Elektrotechnikbetrieben. Hier gewinnt das Thema außerdem weiter an Bedeutung, da die Elektrotechnik für die Digitalisierung wichtige Schlüsseltechnologien bereitstellt. Viele Unternehmen berichten von Problemen in der Stellenbesetzung: „Der Fachkräftemangel ist in unserer Branche und unserer Region besonders groß. Es wird auch zukünftig nicht genug qualifizierte Bewerber vor Ort in Deutschland geben“, berichtet beispielsweise Sebastian Schrott, Personalleiter beim Elektrotechnikunternehmen RENG-Gruppe aus Regensburg*.
Rekrutierung im Ausland
Die Rekrutierung im Ausland ist ein Weg, um neue Fachkräfte– im Fall der RENG Gruppe z.B. Elektroanlagenmonteur*innen und Elektroniker*innen für Gebäudetechnik - zu gewinnen. Das 2020 in Kraft getretene Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG) soll es Unternehmen erleichtern, Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen. Zudem erweitert das Gesetz die Möglichkeiten der Erwerbsmigration für beruflich Qualifizierte aus Nicht-EU-Staaten. Zentrale Voraussetzung für den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt ist u.a. ein von der zuständigen Stelle in Deutschland anerkannter Berufsabschluss.
Beim Verfahren der Berufsanerkennung wird, der im Ausland staatlich anerkannte Abschluss mit einem deutschen Referenzberuf verglichen. Die Prüfung erfolgt unabhängig von der Staatsangehörigkeit, dem aktuellen Wohnsitz und dem Aufenthaltsstatus. Insgesamt dauert der Prozess in der Regel mindestens sechs Monate. Mit dem beschleunigten Fachkräfteverfahren, das Unternehmen bei der regionalen Ausländerbehörde beantragen können, gelten verkürzte Fristen - unter anderem für die Zeit bis zur Anerkennungsentscheidung und das Angebot für einen Visa-Termin. Alle Schritte werden hier zentral über die Ausländerbehörde der jeweiligen Region geregelt.
Silke Kautzmann, Personalreferentin beim Elektrotechnikunternehmen Dektro Abel, ist trotz aller Komplexität von den Chancen der Berufsanerkennung für Unternehmen überzeugt: „Auch wenn es bei der Begleitung eines Anerkennungsverfahrens mal Rückschläge geben kann: Es lohnt sich! Und diese Botschaft wollen wir verbreiten bei anderen Unternehmen, die in einer ähnlichen Lage sind und auf der Suche nach passenden Fachkräften.“ *
UBAconnect - Fachkräfte finden über eine Anpassungsqualifizierung
Ein weiterer Weg offene Stellen zu besetzen, kann sich durch eine Online-Registrierung bei UBAconnect eröffnen. Hier registrieren sich Arbeitgeber*innen unverbindlich als Qualifizierungsunternehmen für potenzielle Fachkräfte. Doch was ist gemeint mit „Qualifizierungsunternehmen“?
Wird der Abschluss einer Fachkraft von der zuständigen Stelle als „teilweise gleichwertig“ anerkannt, benötigt die Person für die volle Anerkennung eine sogenannte Anpassungsqualifizierung. Das heißt, dass sie mit Blick auf den vergleichbaren deutschen Referenzberuf noch bestimmtes theoretisches Wissen oder berufspraktische Erfahrungen in einem Unternehmen in Deutschland nachholen muss. Unternehmen, die Fachkräfte für eine solche Anpassungsqualifizierung einstellen, bieten sich so gleich zweierlei Chancen: Zum einen finden sie eine interessierte Fachkraft. Zum anderen erleben sie die Person im Unternehmensumfeld und erhalten dadurch die Chance, gut einschätzen zu können, ob eine langfristige Zusammenarbeit – über den befristeten Zeitraum der Anpassungsqualifizierung hinaus – funktioniert.
Unterstützung und Integration im Unternehmen
Mit der Rekrutierung internationaler Fachkräfte allein ist es häufig nicht getan. Damit die qualifizierten Fachkräfte auch gut im Betrieb ankommen, sich wohlfühlen und - vor allem - dort bleiben, freuen sie sich über Unterstützung. Diese kann auch niedrigschwellig organisiert sein: „Wir unterstützen an vielen Ecken und Enden. Ein Schwerpunkt ist sicherlich, dass wir viel dafür tun, die Sprachkompetenzen unserer ausländischen Beschäftigten zu stärken und das Ankommen im Betrieb zu erleichtern. Dafür haben wir ein Mentoringprogramm aufgesetzt, das gut ankommt“ – so Silke Kautzmann von Dektro Abel. Sebastian Schrott von der RENG-Gruppe führt außerdem an: „Wir bezahlen z. B. Deutschsprachkurse bereits im Herkunftsland, stellen in Deutschland für die Anfangszeit (ca. 6 bis 12 Monate) eine Unterkunft sowie ein Fahrrad und unterstützen bei Behördengängen.“ *
Für ihr Engagement wurden die beiden Betriebe übrigens mit dem Siegel „Wir fördern Anerkennung“ ausgezeichnet.
*Alles Zitate stammen aus der Broschüre „Chancen der Berufsanerkennung aus Unternehmenssicht“
Weitere hilfreiche Informationen:
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