Nachlese Austauschforum Berufsanerkennung

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von Unternehmen Berufsanerkennung
22.06.2021 5 Minuten Lesezeit

Vom 08. bis 10.06.2021 fand das erste Austauschforum des Projekts Unternehmen Berufsanerkennung statt. An den drei Veranstaltungstagen wurden verschiedene Themen im Kontext der Berufsanerkennung behandelt und angeregt von den insgesamt 180 Teilnehmenden diskutiert.

1 Jahr Fachkräfteeinwanderungsgesetz – Anpassungsqualifizierung im Fokus

Zum Auftakt des UBA-Austauschforums fanden sich rund 75 Teilnehmer*innen ein, um gemeinsam mit Referentin Marianne Steigenberger (HWK für München und Oberbayern, IQ-Projekt MigraNet) Rückschau auf „1 Jahr Fachkräfteeinwanderungsgesetz“ zu halten und insbesondere die Auswirkungen des neuen Gesetzes auf die Planung von Anpassungsqualifizierungen (APQ) zu diskutieren. Es wurde deutlich, dass ein frühzeitiger Kontakt zu allen beteiligten Stellen unerlässlich ist, die Deutschkenntnisse eine zentrale Rolle für den Erfolg einer Anpassungsqualifizierung spielen und die Erstberatung der ausländischen Fachkräfte hierzu eigentlich schon im Anerkennungsverfahren platziert werden muss. Da die Zeit nicht ausreichte, um alle spannenden Aspekte gebührend zu diskutieren, den Kammermitarbeiter*innen der kollegiale Austausch aber sehr wichtig ist, vereinbarte die Gruppe, sich ab Herbst regelmäßig zum „APQ-Stammtisch“ zu treffen.

Zur Sprache kommen - Möglichkeiten der Sprachförderung

Tag zwei des Austauschforums startete mit einem Vortrag von Christiane Geritan, zuständig für Berufssprachkurse beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Köln. Frau Geritan erörterte während ihres Beitrags zunächst das Gesamtprogramm Sprache und ging daraufhin auf Integrationskurse, Berufssprachkurse und das Fachkräfteeinwanderungsgesetz ein.

Vor allem Letzteres sorgte für eine rege Diskussion, da hier noch Handlungsbedarf festgestellt wurde: Es ging dabei um die Problematik, dass das im Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG) festgelegte Mindestsprachniveau für Einreisende bei A2 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen (GER) liegt, die Berufssprachkurse des BAMF jedoch erst bei Sprachniveau B1/B2 beginnen. Hinzukommt, dass Personen, die über das FEG einreisen, auch nicht zum Besuch eines niedrigschwelligeren Integrationskurses berechtigt sind. Insofern besteht hier eine „Versorgungslücke“, die z. B. durch eine Angebotserweiterung des BAMF oder Nachbesserung von Seiten des Gesetzgebers gelöst werden könnte – und auch sollte, denn das Feedback der Teilnehmenden zeigte, dass Betriebe Fachkräfte in den Startlöchern stehen haben, es allerdings oft an fehlenden Sprachkenntnissen scheitert.

Im Anschluss an Frau Geritans Vortrag folgte die Präsentation von Rita Leinecke, Mitarbeiterin der Fachstelle Berufsbezogenes Deutsch des Netzwerks IQ in Hamburg. Sie stellte die Aufgaben des Projekts vor und erläuterte, welche Möglichkeiten Betriebe haben, ihre Mitarbeitenden bei der Deutschsprachförderung zu unterstützen. Besonders das Sprachmentoring sei hier hervorzuheben und die Botschaft, sich als Betrieb nicht entmutigen zu lassen und einfach zu trauen, die Fachleute anzusprechen. Denn eins ist und bleibt klar: Die Sprache ist der Schlüssel zur Integration, an ihr führt kein Weg vorbei.

Verbindungen schaffen – Zwei Beispiele aus der Praxis: Zentralstelle Fachkräfteeinwanderung Nordrhein-Westfalen (ZFE NRW) und UBAconnect

Mit dem Thema „Verbindungen schaffen – Zwei Beispiele aus der Praxis: Zentralstelle Fachkräfteeinwanderung Nordrhein-Westfalen (ZFE NRW) und UBAconnect“ fand das Austauschforum seinen Abschluss. Moderiert von der Betriebslotsin des Projekts, Dagmar Stümpel-Müller, trugen Lena Schöler von der ZFE NRW und Rieke Albrecht von der DIHK Service GmbH zwei Praxisbeispiele vor, die im Zuge des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes entstanden sind.

Nach einem kurzen Einblick in die Neuerungen des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes durch Frau Stümpel-Müller, stellte Frau Schöler die Aufgaben der ZFE NRW als erste Anlaufstelle in Nordrhein-Westfalen für Fragen rund um die Einreise einer ausländischen Fachkraft im Rahmen des beschleunigten Fachkräfteverfahrens vor. Sie unterstrich an dieser Stelle die Tatsache, dass das Verfahren vollkommen digitalisiert ablaufe und in der Regel innerhalb der vorgeschriebenen Fristen von drei Wochen nach Einreichung der vollständigen Unterlagen erledigt sei.

Im zweiten Vortrag stellte Rieke Albrecht das Pilotprojekt UBAconnect vor, welches Betriebe und Fachkräfte zur Durchführung einer Anpassungsqualifizierung zusammenbringen soll. Aktuell sind acht Industrie- und Handelskammern als Partnerkammern involviert.

Frau Albrecht erläuterte, wie der Kontakt zu den ausländischen Fachkräften hergestellt werden könne und tauschte sich gemeinsam mit den Teilnehmenden zur Eignung eines Betriebes zur Anpassungsqualifizierung aus, wobei der wichtige Unterschied klargestellt wurde, dass ein Betrieb sich auch für eine Anpassungsqualifizierung eignet, wenn er kein Ausbildungsbetrieb ist.

„Das Austauschforum ist top. Sehr praxisnah, sehr austauschstark. Danke und weiter so!“

Zum Abschluss wurden die Teilnehmenden eingeladen, ihre Themen für ein zukünftiges Austauschforum anzugeben und Feedback zu äußern.

Das Gros des Publikums plädierte dabei für ein „Weiter so!“, was das Projektteam natürlich gerne als Auftrag annimmt: In diesem Jahr wird es in dem einen oder anderen Format wieder eine Möglichkeit zum Austausch geben. Weitere Informationen hierzu folgen zeitnah.