Bericht aus der Praxis
Ein Jahr Betriebslotsin an der Handwerkskammer Südwestfalen
Uta Biallas schaut zurück auf ein abwechslungsreiches erstes Jahr als Betriebslotsin im Projekt „Unternehmen BerufsanerkennungHWK" und zieht eine erste Bilanz.
Vor gut einem Jahr startete ich meine Tätigkeit als Betriebslotsin bei der Handwerkskammer Südwestfalen. Zu Beginn stellte ein Teil der Beschäftigung natürlich erst einmal die Einarbeitung in das Thema berufliche Anerkennung dar, wobei mich meine Kolleginnen und Kollegen aus dem Projekt und aus der Handwerkskammer sehr gut unterstützt haben. Schon nach kurzer Zeit startete ich dann direkt damit, mit den Handwerksbetrieben in Kontakt zu treten. Dabei fiel auf, dass in Südwestfalen das Anerkennungsverfahren und dessen Chancen noch nicht allen Betrieben bekannt waren und somit vielerorts erst einmal Aufklärungsarbeit betrieben werden musste. Grundsätzliches Interesse war jedoch immer vorhanden, auch wenn die Betriebe zu dem Zeitpunkt oftmals keinen konkreten Bedarf hatten – sei es durch fehlende Beschäftigung einer ausländischen Mitarbeiterin oder eines ausländischen Mitarbeiters oder mangelnder Bewerbung einer Fachkraft mit ausländischer Berufsqualifikation.
Um meine Rolle als Betriebslotsin flächendeckend im Kammerbezirk zu kommunizieren, stehe ich nicht nur mit Betrieben, sondern auch mit Multiplikatoren in Kontakt. Das können Personen oder auch Einrichtungen sein, die Wissen oder Informationen zu einem bestimmten Thema weitergeben und zu deren Vervielfältigung beitragen – in meinem Falle also unter anderem Kreishandwerkerschaften, Innungen oder Arbeitgeber-Services. Diese Aktivitäten zeigen bereits Wirkung: Als Betriebslotsin werde ich zu Dienstbesprechungen eingeladen, um über das Thema zu informieren. Es ist schön zu merken, dass die Bemühungen sich lohnen – auch wenn es meistens einer gewissen Vorlaufzeit bedarf, bis Betriebe oder Multiplikatoren sich zurückmelden. Das liegt daran, dass oft erst später der Bedarf entsteht. Aber dann erinnern sie sich an die Betriebslotsin zurück und kontaktieren mich.
Insgesamt lässt sich meine Tätigkeit im Betriebslotsen-Team von UBAHWK als sehr vielfältig und abwechslungsreich beschreiben. Von Bürotätigkeit, Außendienst in Form von Besuchen bei Betrieben oder Multiplikatoren bis hin zu dem Besuch und der Organisation von Veranstaltungen ist alles dabei. In regelmäßigen Abständen stimmen wir Betriebslotsen uns untereinander bzw. mit dem Projektteam in Düsseldorf ab. Dabei ist es immer wieder spannend zu hören, wie es bei den anderen Betriebslotsen in ihren jeweiligen Kammerbezirken, also Berlin, Erfurt sowie München und Oberbayern, abläuft. Durch die verschiedene Beschaffenheit der einzelnen Kammerbezirke kann es durchaus sein, dass unterschiedliche Erfahrungen gemacht werden. Diskutiert werden auch Neuerungen, wie beispielsweise das Fachkräfteeinwanderungsgesetz, welches diesen März in Kraft getreten ist und Auswirkungen auf unsere Tätigkeit als Betriebslotsen haben kann: Denn eine Einwanderungsvoraussetzung ist auch die Anerkennung der ausländischen Qualifikation. Gleichzeitig dienen die Abstimmungen auch der Ausrichtung der weiteren Tätigkeiten. So arbeiten wir regelmäßig an einem Werkzeugkasten, welcher Arbeitshilfen für die Beratung von Betrieben und Anerkennungsinteressierten beinhaltet. Für mich ist das eine optimale Kombination, da ich gerne unterwegs bin, aber auch gerne für mich in Ruhe Dinge erarbeite. Während der aktuellen Corona-Pandemie hat sich der Fokus etwas verschoben: Natürlich versuchen wir weiterhin je nach Möglichkeit den direkten Kontakt mit Betrieben zu suchen. Gleichzeitig wird die Zeit jedoch auch genutzt, um an der Fertigstellung des Werkzeugkastens zu arbeiten.
Insgesamt bin ich gespannt, wie sich das Projekt in der weiteren Laufzeit noch weiter entwickeln wird. Ich denke, wir sind bereits erfolgreich dabei, unsere Handwerksbetriebe hinsichtlich aller Fragen zur beruflichen Anerkennung, beispielweise zu Möglichkeiten der Finanzierung oder zu Anpassungsqualifizierungen, zu unterstützen.
Sie haben eine Frage an unsere Betriebslotsen oder das Projektteam? Wir helfen Ihnen hier gerne weiter!