Der richtige Weg - Mit der Berufsanerkennung Fachkräfte nachhaltig sichern

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von Unternehmen Berufsanerkennung
09.12.2020 5 Minuten Lesezeit

Es gibt viel zu tun. Kaum einer weiß das besser als Dilek Intepe. Sie ist seit Inkrafttreten des Berufsqualifikationsfeststellungsgesetzes (BQFG) im Jahr 2012 bei der Handwerkskammer Berlin im Bereich Anerkennung tätig. Seitdem das Gesetz gültig ist, mehren sich Anfragen von Betrieben, die zur Fachkräftesicherung die Anerkennung nutzen möchten. Zwar herrscht in Deutschland kein flächendeckender Fachkräftemangel, doch in verschiedenen Berufen und Regionen spitzt sich die Fachkräftesituation in den Unternehmen zu. So auch in Berlin.

Seit Anfang 2019 begleitet Dilek Intepe im Rahmen des Projekts UBAHWK als Betriebslotsin Berliner Handwerksbetriebe, die ihre Mitarbeiter*innen oder Bewerber*innen mit einem ausländischen Berufsabschluss zur Anerkennung verhelfen möchten. Aufgrund der Corona-Pandemie gab es im Frühjahr 2020 zwar einen Einbruch in der Beratungskurve und auch das im März in Kraft getretene Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG) konnte nicht die Aufmerksamkeit erlangen, die es unter normalen Umständen sicherlich gehabt hätte. Ab Mai 2020 konnten die Betriebskontakte jedoch wiederhergestellt werden und das Interesse am FEG ist groß.

Wunsch nach fachlich qualifiziertem Personal

Heute berät die Betriebslotsin den Kfz-Betrieb Euromaster GmbH, dessen Mitarbeiter Herr Angulo das Anerkennungsverfahren als Kfz-Mechatroniker mit Schwerpunkt PKW-Technik durchlaufen soll. Hat der Bewerber sein Diplom aus Argentinien übersetzen lassen? Ein tabellarischer Lebenslauf wäre auch gut, so dass man seine bisherige Berufspraxis nachvollziehen kann. Gemeinsam werden die ersten Schritte zur Vorbereitung auf das Anerkennungsverfahren bei der HWK Berlin besprochen.

Warum aber möchten Handwerksbetriebe die Berufsanerkennung nutzen? Was versprechen sie sich davon und worin besteht der konkrete Mehrwert? Betriebslotsin Frau Intepe erläutert, aus welchen Gründen die Betriebe ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ein Berufsanerkennungsverfahren schicken:

  • Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten werden sichtbar gemacht.
  • Personal wird qualifikationsgerecht eingesetzt.
  • Fehlende Qualifikationen werden ausgeglichen durch eine gezielte Anpassungsqualifizierung.

Zudem kann der Betrieb durch die Berufsanerkennung die Motivation und Loyalität seiner Mitarbeitenden fördern. Gleichzeitig eignet sich dieses Instrument als Mittel zur Imagepflege und als Marketing in eigener Sache. „Last but not least geht es dem Handwerksbetrieb grundsätzlich darum, dass seine Aufträge generell nur durch fachlich qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erledigt werden und somit das Vertrauen der Kundschaft erhalten bleibt“, so die Betriebslotsin Frau Intepe.

Eine Win-Win-Situation für Betrieb und Handwerkskammer

Zurück zum Kfz-Betrieb Euromaster GmbH: Der Betrieb hat nun alle notwendigen Unterlagen für seinen Mitarbeiter mit dem argentinischen Berufsabschluss zusammengestellt. Wie geht es nun weiter? Betriebslotsin Frau Intepe erklärt die einzelnen Schritte und Fragen des Betriebs rund um das Berufsanerkennungsverfahren. Dies ist wichtig, damit die Übergabe des vorbereiteten Falls an die zuständige Stelle bei der Handwerkskammer Berlin möglichst effizient und reibungslos verläuft. So wird eine Win-Win-Situation geschaffen: Der Betrieb bekommt eine Person zur Seite, die alle Fragen beantwortet und bei der Zusammenstellung der Unterlagen hilft und die zuständigen Kolleginnen bei der Handwerkskammer bekommen den Sachverhalt präzise dargelegt, was wiederum Zeit erspart und für Transparenz sorgt.

Teilweise Gleichwertigkeit und dann?

Doch mit dem Abschluss des Berufsanerkennungsverfahrens hört es oft nicht auf. Denn liegt der Bescheid einmal vor und weist dieser, wie schließlich im Fall von Herrn Angulo, das Ergebnis „teilweise gleichwertig“ mit dem deutschen Vergleichsberuf aus, fängt die Arbeit erst richtig an: Gemeinsam mit der zuständigen Stelle bei der Handwerkskammer ist Frau Intepe als Betriebslotsin während der Planung, Durchführung und Nachbereitung der anschließenden Anpassungsqualifizierung wichtige Ansprechperson für Betrieb und zuständige Stelle. Zusammen mit der Berliner Kfz-Innung wird ein individueller Qualifizierungsplan für Herrn Angulo erstellt, der ihn dazu befähigen soll, in einem Anschlussverfahren die volle Gleichwertigkeit zu erlangen. Dies muss effizient, zügig und ohne Schwierigkeiten ablaufen, denn schließlich braucht der Betrieb die Fachkraft jetzt und nicht erst in zwei Jahren.

Generell ist es wichtig, die Berufsanerkennung als ein Instrument der Fachkräftesicherung aufzuzeigen und dafür zu sorgen, dass es viel mehr genutzt wird. Daher der Appell an die Handwerksbetriebe, das Berufsanerkennungsverfahren zu nutzen als ein nachhaltiges und ganzheitliches Instrument, um Fachkräfte zu gewinnen und zu sichern. Und dabei nicht aufzugeben, schließlich sind Betriebslotsin und Handwerkskammer an ihrer Seite. Fragt man die Betriebslotsin Frau Intepe selbst, was ihr an ihrer Arbeit besonders Freude bereitet, ist die Antwort klar: „Man sieht schnell Ergebnisse und merkt, dass wir, indem wir Betrieb und Fachkraft dabei helfen, zusammen zu finden, etwas Sinnvolles tun und einen konkreten Beitrag zur Fachkräftesicherung in Deutschland leisten. Das Handwerk wird gefestigt und das bereitet ein gutes Gefühl“.

Sie haben als Betrieb ebenfalls eine Person mit ausländischer Berufsqualifikation auf dem Weg zur Fachkraft begleitet? Schreiben Sie uns!