Susan Trinks vom Hotel Edison im Interview
Fachkräftesicherung und Auslandsrecruiting in der Hotelbranche
Die Hauptreisezeit hat begonnen und gerade jetzt im Sommer sind viele Hotels auf der Suche nach Personal. Diese gestaltet sich aufgrund des großen Fachkräftemangels nicht so einfach. Mitarbeiter*innen im Ausland zu suchen, ist eine Strategie des Hotels Edison in Kühlungsborn. Das Hotel ist zudem Teil des Projekts „Hand in Hand for International Talents“, das Unternehmen bei der Suche und Integration von internationalen Fachkräften unterstützt und so neue Erkenntnisse über den Prozess der Fachkräfteeinwanderung gewinnt.
Wir haben mit Susan Trinks, Geschäftsführerin der Hotel Edison GmbH, gesprochen. Im Interview erzählt sie von ihren Strategien im Umgang mit dem Fachkräftemangel und teilt ihre Erfahrungen beim Auslandsrecruiting.
Welche Auswirkungen hat der Fachkräftemangel auf Ihr Unternehmen?
Wir wollen und müssen unseren Gästen trotz des Fachkräftemangels die volle Produktpalette eines Vier-Sterne-Hauses bieten. Aus diesem Grund kommen Angebotsbeschränkungen wie Ruhetage o. ä. grundsätzlich nicht in Frage. Der Bearbeitungsaufwand und die Kosten des Personalrecruitings binden leider seit Jahren einen wachsenden Bereich unserer Ressourcen.
Welche Strategien verfolgen Sie, um dem Fachkräftemangel zu begegnen?
Unser Fokus liegt auf der langfristigen Bindung unseres Personals an das Haus. Dabei spielen natürlich finanzielle Fragen eine Rolle. Zunehmend gewinnen aber auch andere Bereiche an Bedeutung. Dem Thema „Work-Life-Balance“ tragen wir unter anderem Rechnung, indem auch in den besonders arbeitsintensiven Saisonzeiten nur in Ausnahmefällen Überstunden eingeplant werden. Unsere Mitarbeiter erhalten zudem während der Arbeitszeit kostenfreie Verpflegung. Weiterhin bieten wir unseren Beschäftigten vielseitige weitere Unterstützung. Dies betrifft beispielsweise Fragen der Unterbringung, aber auch Hilfe bei Behörden, Kindergartenplätzen usw.
Welche Erfahrungen haben Sie beim Recruiting im Ausland gemacht und mit welchen Herausforderungen wurden Sie konfrontiert?
Ohne ausländische Mitarbeiter wird kaum ein Hotelbetrieb mehr funktionieren. Wir haben bereits 2013 die ersten Azubis in deutschsprachigen Gymnasien vor Ort in Bulgarien angeworben. Seither sind Mitarbeiter aus verschiedensten Nationen hinzugekommen. Besonderes Augenmerk gilt dabei der zügigen Verbesserung der deutschen Sprachkenntnisse. In der Ferienhotellerie ist es zumindest für Mitarbeiter mit direktem Gästekontakt nach unseren Erfahrungen nicht möglich, auf Dauer ohne deutsche Sprachkenntnisse zu bestehen.
Zudem müssen wir fortlaufend weitere Möglichkeiten der Unterbringung schaffen. Wir haben dazu schon vor einigen Jahren in ein Haus mit Mitarbeiterappartements investiert.
Bei Ihnen im Unternehmen hat vor kurzem eine neue, internationale Fachkraft angefangen. Wie gestalten Sie den Onboarding-Prozess Ihrer internationalen Fachkräfte und unterstützen diese bei der Ankunft in Deutschland?
Vor einigen Monaten haben wir unsere erste vietnamesische Kollegin aus dem neuen Programm „Hand in Hand“ begrüßen dürfen. Wir haben mit diesem Programm und der Betreuung durch Arbeitsagentur, IHK sowie den deutschen und regionalen Stellen im Herkunftsland sehr gute Erfahrungen gemacht. Ein Mitarbeiter der IHK hat Unterstützung bei den ersten Behördengängen, der Auswahl der Krankenkasse und der Eröffnung eines Bankkontos geleistet. Wir haben u. a. ein Betriebsfahrzeug und eine Begleitung eingesetzt, um Übung und Routine im hiesigen Straßenverkehr zu erlangen und damit die Einsatzmöglichkeiten im Unternehmen zu erweitern.
Wie gehen Sie mit Sprachdefiziten Ihrer Mitarbeiter*innen um?
Unsere neue Mitarbeiterin ist sehr motiviert und hat bereits beachtliche Fortschritte in der Sprache gemacht. Wir haben sie sehr schnell auch im direkten Gästekontakt eingesetzt. Nach unserer Beobachtung werden die deutschen Sprachkenntnisse auf diese Weise am schnellsten verbessert.
Inzwischen läuft ein weiteres Verfahren zur Rekrutierung einer vietnamesischen Fachkraft, die wir im Herbst erwarten.
Haben Sie noch Tipps für andere Unternehmer*innen?
Jedes Unternehmen muss entsprechend seiner Unternehmenskultur den geeigneten Weg wählen. Wir konzentrieren uns auf die Bildung eines einheitlichen Teams aus in- und ausländischen Mitarbeitern. Alle Mitarbeiter verdienen unsere Förderung und Unterstützung.
Vielen Dank, Frau Trinks, für das spannende Gespräch. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg bei der Suche nach neuen Fachkräften!
Das Projekt „Hand in Hand for International Talents“ ist eine Kooperation der DIHK Service GmbH und der Bundesagentur für Arbeit. Das Projekt bringt Unternehmen und internationale Fachkräfte zusammen. Teilnehmende Unternehmen und Fachkräfte werden bei allen Schritten des Verfahrens persönlich begleiten und kompetent unterstützt - von der Vorbereitung der Fachkräfte in den Drittstaaten über das berufliche Anerkennungs- und das Visaverfahren bis hin zur betrieblichen und gesellschaftlichen Integration in Deutschland.
Suchen Sie auch Fachkräfte? Dann melden Sie sich bei Hand in Hand for International Talents!
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