Erfolgreiche Integration durch Anpassungsqualifizierung

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von Unternehmen Berufsanerkennung
16.02.2021 5 Minuten Lesezeit

Firas Kassar ist Zahntechniker aus Syrien. In seiner Heimatstadt Damaskus hat der 30-jährige Zahntechnik studiert und bereits 7 Jahre in diesem Beruf gearbeitet. Ende 2015 kam er als Geflüchteter nach Deutschland und lebt seitdem in Wuppertal. Um sich mit seinen Kenntnissen und Fertigkeiten möglichst rasch eine Zukunftsperspektive auf dem deutschen Arbeitsmarkt aufbauen zu können, entschied sich Herr Kassar, seinen syrischen Berufsabschluss anerkennen zu lassen. Die HWK Düsseldorf als zuständige Kammer bestätigte ihm eine teilweise Gleichwertigkeit seines Abschlusses mit dem deutschen Beruf des Zahntechnikers. Für die volle Gleichwertigkeit fehlten Herrn Kassar insbesondere Kenntnisse und Fähigkeiten in den Bereichen Modellguss, Fachvokabular, Frästechnik und moderner CAD/CAM-Technik. Darüber hinaus werden im Bereich Zahntechnik in Syrien nicht alle Materialien verwendet, die in Deutschland zum Einsatz kommen. Gemeinsam mit der Handwerkskammer entschied sich Herr Kassar deshalb, die Kenntnislücken, die ihn von der vollen Anerkennung seines Berufsabschlusses trennten, im Rahmen einer Anpassungsqualifizierung nachzuholen. In der Firma ZAHNWERK Frästechnik GmbH in Solingen fand Herr Kassar hierfür den geeigneten Partner: Das Unternehmen bietet dem jungen Syrer die Möglichkeit, fehlende Fertigkeiten und Kenntnisse im Rahmen eines 6-monatigen Praktikums nachzuholen.

Wir begleiten Herrn Kassar auf seinem Weg durch die Anpassungsqualifizierung mit dem Ziel einer vollen Gleichwertigkeitsbescheinigung in seinem Beruf als Zahntechniker.

Teilweise Gleichwertigkeit: Was nun?

Von der Möglichkeit der beruflichen Anerkennung erfuhr Herr Kassar im Jobcenter Wuppertal. Dort startete er bereits sechs Monate nach seiner Ankunft in Deutschland das Verfahren zur Anerkennung als Zahntechniker. Da Herr Kassar zu diesem Zeitpunkt noch kaum Deutsch sprach, wurde er zu den Terminen von einem Freund begleitet, der für ihn übersetzte.

Im Herbst 2016 stand dann das Ergebnis des Verfahrens fest: Sein Abschluss wurde als teilweise gleichwertig mit dem deutschen Referenzberuf anerkannt. Die Frage für Herrn Kassar lautete nun: Was muss ich tun, um eine volle Gleichwertigkeit zu erreichen und in Deutschland als anerkannte Fachkraft im Bereich Zahntechnik arbeiten zu können? Um seine Chancen auf einen Praktikumsplatz zu erhöhen, verbesserte Herr Kassar zunächst seine Deutschkenntnisse von Niveau B1 auf Niveau B2. Außerdem absolvierte er erste, 5-tägige Anpassungskurse im Bereich Prothesenanfertigung an der HWK Düsseldorf und begann, sich auf Eigeninitiative um einen Praktikumsplatz zu bewerben. Eine seiner Initiativbewerbungen ging an ein lokales Unternehmen in Solingen, wo man zwar Interesse an seiner Person äußerte, gleichzeitig jedoch anmerkte, dass nur Fachkräfte mit den für Deutschland üblichen Kenntnissen und Fähigkeiten eingesetzt werden könnten. Daraufhin wurde gemeinsam mit dem Jobcenter Wuppertal und der HWK Düsseldorf überlegt, welche Möglichkeiten es gibt, um Herrn Kassar zur vollwertigen Fachkraft für Zahntechnik auszubilden.

Mit der Anpassungsqualifizierung zur vollen Gleichwertigkeit

Über einen Kontakt des Westdeutschen Handwerkskammertag (WHKT) zum IQ-Projekt „Anpassungs- und Nachqualifizierungen in den Berufen des dualen Systems" entschieden sich schließlich alle Parteien für eine betriebliche Anpassungsqualifizierung. Für Herrn Kassar ergab sich das Verfahren als große Chance, nicht nur in einem Betrieb Fuß zu fassen, sondern auch als Fachkraft anerkannt und entsprechend entlohnt zu werden – beides essenzielle Faktoren für eine erfolgreiche Integration in Deutschland. Im Rahmen der Anpassungsqualifizierung begann Herr Kassar im Betrieb ZAHNWERK Frästechnik GmbH daraufhin im Januar 2018 ein 6-monatiges Praktikum. In 5-tägigen Kursen holte er zudem seine fehlenden Kenntnisse in den Bereichen Modellguss, Fachvokabular und Frästechnik nach. Um sich auch mit der modernen CAD/CAM-Technik vertraut zu machen, besuchte er zusätzlich einen Lehrgang bei der Berufsschule Dortmund.

Sowohl das Anerkennungsverfahren als auch die Anpassungsqualifizierung spielten für Herrn Kassar eine äußerst wichtige Rolle, da er durch sie eine langfristige Perspektive für sich auf dem Arbeitsmarkt sieht - und zwar als Fachkraft in „seinem" Bereich und nicht „nur" als Hilfsarbeiter in irgendeiner Branche. Über seine neue Chefin, Sabine Weck, und den Familienbetrieb ZAHNWERK Frästechnik GmbH weiß Herr Kassar nur Gutes zu berichten: „Ich habe gleich beim Kennenlernen gedacht und gefühlt, ich kenne diese Leute."